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Oberdreeser Brandprozession

Oberdreeser Brandprozession

Jahr für Jahr zieht, wenn er auf einen Sonntag fällt, am 15. August, oder am Sonntag danach, die sonannte „Brandprozession" in die festlich geschmückte Burgstraße. Nach Beendigung des Hochamts nimmt die Prozession mit dem Hochwürdigsten Gute unter Beteiligung aller Gläubigen den vorgeschriebene Weg.

Am Feste Mariä Himmelfahrt geschah es: Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts; andere wiederum sagen vor 300 und mehr Jahren; der Ursprung des Festes steht also ungefähr fest:

Mitten in der Nacht begannen die Kirchenglocken zu läuten und weckten die Bewohner von Oberdrees, mitsamt der Feuerwehr auf. Das Haus Beissel in der Burgstraße, im Volksmunde "Gasse" genannt, war von einem Übeltäter angezündet worden. Schon bald stand die "halbe" Gasse in Flammen. Da man noch keine Wasserleitungen hatte und außerdem ein selten trockenes Jahr war, konnte der Brand nicht so leicht unter Kontrolle gebracht werden.

Unter den an der Brandstätte Anwesenden war auch der damalige Pfarrer der Gemeinde. Er sah die eng ineinander geschachtelten Häuser und die Ratlosigkeit der ihm anbefohlenen Gläubigen und er war sich wohl bewusst, dass das ganze Dorf ein Raub der Flammen werden könne.

Da! Was hatte der Priester vor? Die nicht tätigen Zuschauer rief er zusammen und ging mit ihnen in die Sakristei, legte sich die Stola um, schloss die Aufbewahrungsstätte des Allerheiligsten auf, nahm die Monstranz heraus und zog in feierlicher Prozession zur Burgstraße. Die Monstranz hob er gegen die Feuerstelle zum Segen und sprach laut dabei: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" Alle Umstehenden beteten laut mit. Beim Einzug der nächtlichen Sakramentsprozession in die Kirche ließ plötzlich das Prasseln der Flammen nach und wie von gewaltiger, von unsichtbarer Hand mit einem Schlage eingedämmt, war der Brand gelöscht."

So soll die "Gassekirmes" oder auch die Brandprozession die Gemeinde St. Aegidius Oberdrees Jahr für Jahr daran erinnern, daß der Glaube "Berge versetzen" konnte.

(dieser Text ist zitiert nach Matthias Theodor Distelrath, 1965-1976 Pfarrer in Oberdrees)