Zitiert nach der Festschrift zum Abschluss der Renovierungsarbeiten "Pfarrkirche St. Ägidius Oberdrees", 1995
"Wenn der Kölner Dom fertig ist, geht die Welt unter". Was für die Kölner Mutterkirche gilt, ist im kleineren Maßstab auch für unsere Dorfkirche gültig. Unter der ab Mitte 1925 beginnenden Ägide von Pfarrer Waldemar Freisleben muss das eine oder andere ergänzt, geändert oder verbessert werden. Doch angesichts der wirtschaftlich außerordentlich schwierigen Zeiten kann sich dies naturgemäß nur auf das Allernotwendigste beschränken. Während des zweiten Weltkrieges und auch in den ersten Jahren danach reichen die zur Verfügung stehenden Mittel nicht einmal aus, um die Substanz zu erhalten.
Aber bereits in der Niederschrift über die Sitzung des Kirchenvorstandes vom 10. Juni 1959 vermerkt Pfarrer Josef Kintzinger, der im Juni 1958 die Verwaltung der Pfarrei übernommen hat, im Protokollbuch: "Es wurde lebhaft über eine Restaurierung der Kirche gesprochen. Sämtliche wertvollen Holzfiguren müssen entwurmt und neu gefaßt werden." Laut Protokollnotiz vom 28. Januar 1960 gibt Pfarrer Kintzinger bekannt, dass der Kirchenmaler Walter Dorn aus Buir die Kirche besichtigt und ausgemessen habe. Der demnächst von ihm zu erwartende Kostenvoranschlag der Restaurierung würde sich voraussichtlich zwischen 12.000 DM und 15.000 DM bewegen. An dieser Summe sollen die Erzbischöfliche Behörde und der Landeskonservator beteiligt werden. Die von der Gemeinde aufzubringende Summe soll durch eine besondere Sammlung aufgebracht werden. Die Dringlichkeit der Restaurierung wird einstimmig anerkannt.
Bereits am 24. März 1960 beschließt der Kirchenvorstand, die Innenrestaurierung nach den Plänen und Kostenvoranschlägen des Kirchenmalers Walter Dorn in Höhe von 13.128,43 DM durchführen zu lassen. Der Kirchenvorstand erklärt sich im übrigen bereit, für die Eigenfinanzierung in Höhe von 4.000 bis 6.000 DM, abzüglich der Zuwendung des Landeskonservators, Sorge zu tragen.
Doch man hat die optimistische Rechnung wohl ein wenig ohne den Wirt, sprich das Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln, gemacht. Schon im Juli berichtet Pfarrer Kintzinger laut Protokollnotiz über den Besuch eines Herren von der Bauabteilung dieser Kirchenbehörde. Der nach und nach erkennbare Umfang der notwendigen Sanierungsarbeiten führt schließlich dazu, dass man aufgrund einer dringenden Empfehlung aus Köln ein Architekturbüro aus Bonn zu Rate zieht.
Die Spekulationen in der Gemeinde über die Kosten und den Umfang der notwendigsten Sanierung müssen wohl sehr ins Kraut geschossen sein; denn im August 1961 sieht sich der Pfarrer genötigt, einen Artikel in der Kölnischen Rundschau größtenteils als Phantasie und Unsinn darzustellen. Allerdings belaufen sich nach der Schätzung des Architekten die Kosten nur für die äußeren Arbeiten an der Kirche auf mehr als 100.000 DM. Die Genehmigung aus Köln lässt wohl immer noch auf sich warten; denn der Pfarrer wird vom Kirchenvorstand beauftragt, auf die Dringlichkeit der Restaurierung hinzuweisen und "um baldigen Beginn des ersten Bauabschnittes zu bitten". Im Dezember 1961 wird dann im Protokollbuch vermerkt: "Die Erzbischöfliche Behörde hat für den l. Bauabschnitt (Außenarbeiten) die Summe von DM 120.000 bewilligt". Im Juni 1962 kann dann endlich ein erster Auftrag, nämlich über die Dachdecker- und Bauklempnerarbeiten, erteilt werden. Im Juli folgen schließlich die Aufträge für die Zimmer-, Putz- und Tiefbaugewerke.
In der gleichen Sitzung des Kirchenvorstandes wird eine Information des damaligen Bürgermeisters Peter Eschweiler zum Anlass genommen, eine eventuelle Erweiterung der Kirche ins Auge zu fassen. Der Bürgermeister hat darüber informiert, dass im Rahmen der Großraumplanung für Bonn auch Oberdrees mit einbezogen würde. Eine Ausdehnung der Gemeinde um 200 Wohneinheiten sei geplant.
Ein knappes Jahr später berichten die Niederschriftenbücher über das einhellige Bedauern des Kirchenvorstandes darüber, dass ihm jede Einflussnahme bei den Arbeiten an der Kirche genommen sei. Noch nicht ein einziges Mal habe sich die Möglichkeit ergeben, mit dem leitenden Architekten zu sprechen.
Im Juli 1963 berichten die Niederschriften schließlich über den Ausbau der Elektroanlage und der Heizung. Außerdem ist offenbar ausgiebig über das an der Kirche stehende Gerüst und den Kirchturmhahn diskutiert worden; denn Pfarrer Kintzinger hält ausdrücklich fest, dass diese Themen den Abschluß der KV-Sitzung bilden.
Die Unzufriedenheit mit dem Architekten scheint gegen Ende des Jahres 1963 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Pfarrer Kintzinger verliest ein längeres Schreiben, welches er mit Durchschrift für das Generalvikariat an den Architekten gerichtet hat. Darin kommen die tiefen Sorgen und Nöte des Pfarrers, des Kirchenvorstandes und der gesamten Pfarrgemeinde zum Ausdruck, dass die Restaurierungsarbeiten offenbar nicht vorangehen. Der Brief soll von der Kanzel verlesen werden. Im August 1964 ist offenbar ein weiterer Brief fällig, der die Verschleppung notwendiger Arbeiten und Entscheidungen bemängelt. Offenbar wird damals auch intensiv darüber diskutiert, ob die Kirche erweitert werden solle. Im November 1964 steht dann aber fest, dass aus Kölner Sicht eine Erweiterung nicht in Frage kommt.
Im Februar 1964 hält das Protokollbuch die Anschaffung eines elektrischen Läutewerkes fest. Rund 3/4 der Kosten werden durch eine Stiftung der Zivilgemeinde Oberdrees aufgebracht.
Im Oktober 1965, nachdem Pfarrer Matthias Distelrath die Verantwortung für die Oberdreeser Kirche übernommen hat, werden die weiteren Bauabschnitte zur Kirchenrenovierung besprochen. Die Einrichtung einer Notkirche wird diskutiert. In den weiteren Protokollen werden verschiedene Lösungsmöglichkeiten für eine Notkirche durchgesprochen, die dann letztendlich Anfang 1968 auf dem Anwesen Esch/Windmüller entsteht.
Das Klima der Zusammenarbeit mit dem beauftragten Architekten verschlechtert sich in der Folgezeit dramatisch, wie einige Notizen und Randbemerkungen von Pfarrer Distelrath bezeugen.